St. Barbara

Füße, steht still, es sind heilige Orte, wo Ihr auch geht…
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Dies hat der Herr vollbracht, es ist wunderbar in unseren Augen.

Die nahe gelegenen, offenbar von Menschen zusammen getragenen Felsen lassen vermuten, dass dies bereits ein heiliger Ort der Kelten war. Laut einer Studie der Wasserwirtschaft aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, steht St. Barbara über einem massiven Zusammenfluss von mehreren unterirdischen Quellen.

Bereits im 13. Jahrhundert lud die berühmte tschechische Adelsfamilie Witigonen die Mitglieder des Ritterordens des heiligen Johannes zu Jerusalem nach Südböhmen ein, um ihnen zu helfen das schöne, doch ungastliche Land der Felsen und Sümpfe zu bevölkern. Allmählich brachten sie die Bevölkerung aus den benachbarten, uberwiegend deutschsprachigen Ländern in das Land. Einer der Mitglieder des Ordens war wahrscheinlich der erste Eremit rund um das heutige St. Barbara.

Eine frühe Eremit-Kapelle wurde von der heutigen spätgotischen Kirche von Sir Henry von Hradec im Jahre 1503 ersetzt. Im selben Jahr gewährte Kardinal Peter der Kirche den Ablasshandel an den Tagen des heiligen Christophers, der heiligen Barbara, Anna und Apollonia und so wurde die Kirche zu einem offiziellen Wallfahrtsort. In den Jahren 1549-1782 stand die Kirche unter der Verwaltung der Jesuiten von Hradec, denen die Eremiten untergeordnet waren. Im Jahre 1654, wurde der Altarraum neu gewölbt, im Jahre 1657 ebenso das Kirchenschiff. In der Barockzeit kamen drei Mal pro Jahr Prozessionen aus Jindrichuv Hradec und viermal im Jahr von Kardašova Řečice. Etwa 300 Meter von der Kirche entfernt entspringt eine Quelle, über die eine kleine Kapelle gebaut wurde.

Im Jahre 1789 wurde die Kirche unter der Herrschaft von Josep II geschlossen und für streng säkulare Zwecke in private Hände an die Herren von Hradec verkauft. Die Ausstattung wurde demontiert und verkauft. Das nahe gelegene Haus, das ursprünglich als Einsiedlerstätte diente, wurde 1888 abgerissen und durch ein Haus im Schweizer Stil (Heimatstil) ersetzt.

1895 reparierte die Gräfin Josefine Czernin die Kirche. Die Tradition der Wallfahrt und der nationalen Feierlichkeiten wurde erneut belebt. Nach der Verstaatlichung des Czernin Anwesens (1945), gehörte die Kirche den Staatlichen Wäldern, Jindrichuv Hradec.

Seit 1948 begann sich der Zustand der Kirche zu verschlechtern, im Jahre 1969 war er bereits katastrophal. Mit herausgerissen Böden und zertrümmerten Fenstern wurde die Kirche in einen Lagerraum umgewandelt, in den Trennwände eingebaut wurden. Im Jahre 1975 wurde die Kirche zusammen mit den umliegenden Gebäuden und Grundstücken in private Hände verkauft. Die neuen Besitzer nutzten die Kirche als Schuppen. Die Kirche und das nebenliegende Gebäude verfielen.

Anfang des Jahres 2008, erwarb der jetzige Besitzer, ein tschechischer Kanadier, das Anwesen als Treffpunkt fur Familie und Freunde. Er hatte sich dazu entschlossen, die Kirche zu retten und ihr zusammen mit den angrenzenden Gebäuden ihre ursprungliche Schönheit wieder zu geben. Die Finanzierung wurde hundertprozentig aus privaten Mitteln geleistet. Für den Wiederaufbau wurden fast ausschließlich lokale Handwerker und Künstler engagiert. Dank der verwendeten Baumaterialien, dem handwerklichen Geschick und der Liebe zum Detail, befinden sich die Gebaude heute in einem besseren Zustand als in den glorreichen Tagen ihrer Erbauer.

St. Barbara ist ein Denkmal der Kultur, anspruchsvoller Handwerkskunst, und Religiositat unserer Vorfahren. Ihr Erbe und ihre Seele sprechen noch immer zu uns. Mögen wir uns ihrer zu folgen würdig erweisen.

Vors und Nach die Rekonstruktion

© Jan Mrázek 2011